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Nach sieben Minuten war „de Pälzer“ hemdsärmelig

Nach sieben Minuten war „de Pälzer“ hemdsärmelig

Unterhaltung – mon Chormann begeistert Publikum trotz Hitze

Von unserer Mitarbeiterin Theresa Stang
Eingefleischten Fans gab Entertainer Ramon Chormann in der Ardeckhalle auch gern ein Autogramm. Foto: Theresa Stang Eingefleischten Fans gab Entertainer Ramon Chormann in der Ardeckhalle auch gern ein Autogramm. Foto: Theresa Stang


Holzheim. Die drückende Hitze hielt die Menschen nicht ab, Freitagabend in die Ardeckhalle nach Holzheim zu kommen, um Ramon Chormann mit seinem fünften Bühnenprogramm „Ich saa’s jo nur!“ live zu erleben. Darauf wies der Künstler auch selbst hin, indem er sagte: „Viele von Ihnen gehen wahrscheinlich auch gerne in die Sauna, sonst wären Sie ja net do.“

 

Monika Birlenbach, Vorsitzende des Theatervereins Fairy-Tale Holzheim, begrüßte die rund 200 Zuschauer „in der überdimensional heißen Ardeckhalle“ zur Auftaktveranstaltung ihres 15-jährigen Vereinsbestehens. „Zu unserem Geburtstag lassen wir uns beschenken. Es ist schön, dass wir mal zuschauen dürfen, und ein Comedian passt zu uns Theaterleuten.“

Zu ihrem zehnten Vereinsgeburtstag hatten sie Ramon Chormann das erste Mal auf die Bühne geholt. Chormann unterhielt sein Publikum mit zahlreichen lustigen und nachdenklichen Vorträgen. Dabei bediente er sich durchweg des pfälzischen Dialekts und, wenn gefordert, auch mal der sächsischen Mundart.

In seinem schwarzen Anzug sah er sehr adrett aus, wobei er zu Beginn ankündigte: „Bei über 25 Grad muss es dem darstellenden Künstler erlaubt sein, Fliege und Jackett auszuziehen.“ Das Jackett behielt er für ganze sieben Minuten an. Der Komödiant schilderte seinen Wochenablauf und brachte während des Programms viele Alltagsthemen zur Sprache, etwa Arztbesuche, Strafzettel, Zusammenleben zwischen Mann und Frau.

Aber auch über sein tägliches Leben als Mann der Öffentlichkeit scherzte er. Hauptthema seines Programms war die Verarbeitung des Slogans „Ich saa’s jo nur!“, den er auch in einem Lied darstellte. Seiner Ansicht nach ginge es bei diesem Satz um Ratschläge, Tipps und Tricks, die der Gesprächspartner jedoch nicht haben wolle. Seiner Meinung nach würden die Berater heutzutage überhandnehmen – so gäbe es Einrichtungs-, Kunden-, Schwangerschafts- sowie Typ-und-Farb-Berater. „Ungefragt wird man den ganzen Tag beraten.

Allerdings gibt es auch den Gegenpol: ratsuchende Menschen. Die Leute sind nicht mehr bereit, selbstständig zu denken. Sie denken, andere Leut’ können immer besser denken.“ Chormann erklärte auch den seiner Ansicht nach zugrunde liegenden Mechanismus: „Die Menschen haben enorme Angst, Fehler zu machen und zu versagen. Aber ich sage: Ne, so isses net, ihr Leut! Nur aus Erfahrung wird man schlau.“ Ramon Chormann legte einen Marsch auf der Bühne hin, begleitete seinen Gesang selbst am Klavier und animierte das Publikum, mit ihm zu singen. Der Künstler zeigte sich flexibel und wendig – wenn Kommentare oder Reaktionen aus dem Publikum auftraten, unterbrach er sein Programm und machte spontane Scherze.

Chormann brach eine Lanze dafür, das Leben leicht zu nehmen, selbst zu denken und auch einen Ratschlag abzulehnen. Doch gab er auch zu, dass es gute Ratschläge gebe, „die einen das ganze Leben lang verfolgen“. Ein Beispiel sei genannt: „Wenn ich wegen eines Streits fortlaufen wollt, wär ich das ganze Leben unterwegs.“

Der Erfolg von Chormann mag daran liegen, dass er gleich zu Anfang feststellte, dass er die gleichen Sorgen wie die Zuschauer habe – offenbar glaubwürdig, denn ein Besucher resümierte: „Er sagt es so, wie es ist. Er ist realitätsnah. Das gefällt mir gut.“ Eine Dame merkte an, dass das Publikum im ersten Teil verhaltener sei als vor Kurzem bei einer Aufführung in Bad Camberg, wobei sie vermutete, dass dies an der Hitze liegen könnte. Eine andere Zuschauerin war begeistert: „Ich sehe ihn das erste Mal und bin angenehm überrascht. Ich finde gut, dass er nicht nur lustige Sachen bringt, sondern auch Dinge zum Nachdenken.“

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Montag, 8. Juni 2015, Seite 22 (0 Views)

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