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Aartalbahn: Vorbereitung für Inbetriebnahme auf Eis

Aartalbahn: Vorbereitung für Inbetriebnahme auf Eis

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Aartal. Die kürzlich in Trier vorgestellten Planungen für die Reaktivierung der Weststrecke der Lahn-Eifel-Bahn geben einen realistischen Hinweis auf den Zeitbedarf bis zu einer Betriebsaufnahme. Obwohl dort alle Vorarbeiten weitgehend abgeschlossen sind, werden die ersten Züge erst Ende 2020 rollen. Doch so weit ist man im Aartal noch nicht, und der Zeitpunkt, wann die Züge der Lahn-Eifel-Bahn erstmals Hahnstätten erreichen, noch völlig offen.

Die inzwischen vierte Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) mit einem positiven Ergebnis für eine Reaktivierung der Aartalbahn war bereits im Sommer die Grundlage für eine Entscheidung des für den Schienen-Personen-Nahverkehrs im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständigen Zweckverbands. Dieser hatte gemäß seiner Tagesordnung einstimmig entschieden, dass eine Reaktivierung zwischen Diez und Hahnstätten erfolgen soll. Verzichtet wurde auf die Reaktivierung des rund 1,7 Kilometer längeren Abschnitts bis nach Zollhaus, da man nicht auf den Haltepunkt an der Hohen Straße in Freiendiez verzichten und einen stabilen Stundentakt ermöglichen wollte. Für den Endpunkt in Hahnstätten sprach auch der höhere Nutzen-Kosten-Faktor von 1,79 gegenüber 1,34 beim Endpunkt in Zollhaus. Doch bis heute konnte das beauftragte Planungsbüro PTV aus Karlsruhe die nach einem standardisierten Verfahren erstellte Untersuchung nicht der Öffentlichkeit vorstellen und Fragen von Bürgern und der regionalen Politik beantworten. Stattdessen wurden die NKU und die dafür erhobenen Daten von der Eisenbahnabteilung, die nach der jüngsten Landtagswahl aus dem Innen- und Infrastrukturministerium wieder in das Wirtschaftsministerium rückgegliedert wurde, dem Landesrechnungshof (LRH) in Speyer übergeben. Ein dort erstellter mehrseitiger Fragenkatalog zur NKU wird derzeit von den jeweils zuständigen Stellen beantwortet und soll bis Ende November dem Ministerium zur anschließenden Weitergabe an den LRH vorgelegt werden. Noch ist unklar, ob der Landesrechnungshof ergänzende Überprüfungen durch zusätzliche Planungsbüros vornehmen lässt und zu welchem Zeitpunkt eine abschließende Beurteilung vorliegt.

Ein weiteres Reaktivierungsprojekt in Rheinland-Pfalz geht mit deutlich weniger Problemen voran. Für die beabsichtigte Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der nur von Güterzügen genutzten Weststrecke in Trier fand Mitte September im Rahmen der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung eine ausführliche Bürgerinformation statt. Auf der 1983 für den Personenverkehr stillgelegten, rund 14 Kilometer langen zweigleisigen Strecke, sollen fünf Stationen, zwei Brücken und rund 2,1 Kilometer Gleise neu entstehen. Die Kosten für die Maßnahme werden auf rund 45 Millionen Euro geschätzt. Wenn Ende dieses Jahres die Entwurfsplanung abgeschlossen wird, soll das Planfeststellungsverfahren bis Ende 2018 erfolgen. Bei einem Baubeginn Anfang 2019 wird mit der Inbetriebnahme Ende 2020 gerechnet.

Der Verbandsdirektor des Zweckverbands SPNV-Nord, Thomas Geyer, erläuterte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass es ein mit Trier „vergleichbares Prozedere“ auch für die Reaktivierung der Aartalbahn geben wird und zwar „zeitnah vor der offiziellen Einleitung des Planfeststellungsverfahrens“. Ein Termin könne jedoch noch nicht festgelegt werden, so Geyer, da aktuell „vor dem Hintergrund der Prüfung der NKU durch den Landesrechnungshof alle Vorbereitungen auf Eis liegen“.

Für die Aartalbahn bedeutet dies weitere Verzögerungen, denn zunächst müsste einem Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen (EIU) der Zuschlag erteilt werden. In einem europaweit vom Zweckverband SPNV-Nord durchgeführten Verfahren hatten sich mehrere EIU beworben, eine Vergabe ist bis heute nicht erfolgt. Das im Auftrag der Verbandsgemeinden Diez und Hahnstätten für die Herrichtung und den Betrieb der Aartalbahn verantwortliche Unternehmen muss die Entwurfsplanungen für das Planfeststellungsverfahren vorbereiten und einreichen. Während das Land für die Trierer Strecke die erforderlichen Planungsvereinbarungen mit DB Netz und DB Station & Service unterzeichnet hat und daher die Unterlagen in Kürze eingereicht werden können, fehlen diese Vereinbarungen für den Anschluss der Aartalbahn an den Bahnhof Diez noch immer.

RZ Rhein-Lahn-Kreis (Ost) Diez vom Freitag, 21. Oktober 2016, Seite 21 (0 Views)

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