Auswärts Premiere gefeiert: Dieses Jahr gingen die Holzheimer Schauspieler erstmals fremd – Aus Kostengründen ist alles Marke Eigenbau – Besucherrekord beim “Kaffeehaus”
Burgfestspiele–Ardeck begeistern Publikum seit 1986 mit ihren Stücken
Die Geschichte einer Theatergruppe hat in Holzheim eine lange Tradition: Schon vor und nach dem Ersten Weltkrieg pflegte man in der Aargemeinde das Theaterspielen. Doch mit der Zeit wurde das Schauspielern vernachlässigt und das Spielen ganz eingestellt.
Doch das sollte nicht das Ende sein: 1986 wurde die Ruine Ardeck der Gemeinde Holzheim geschenkt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass die Burg für kulturelle Zwecke genutzt werden sollte. Somit war das Theaterspielen in Holzheim wieder vom “Dornröschenschlaf” erweckt worden. Denn wie es der Zufall so wollte, trafen sich der Autor Horst Helfrich und der ehemalige Bürgermeister Helmut Weimar in einer Kneipe. Dabei wurde dann die Idee einer neuen Theatergruppe in Holzheim geboren und es entstand die bekannte Gruppe der Burgfestspiele–Ardeck.
“Unseren ersten Auftritt gab es gleich im Jahre der Burgschenkung 1986. Der Titel des Stückes, das aus der Feder von Horst Helfrich stammt, war ,Graf Uhland’. 70 Schauspieler aus unserem Ort wirkten dabei mit. Jedoch blieb es das einzige ernste Stück – die Zuschauer mögen Komödien lieber”, so der erste Vorsitzende der Theatergruppe, Bernd Felten, der nun schon seit acht Jahren in diesem Amt fungiert.
“In den ersten Jahren spielten wir auf einer Bühnenkonstruktion. Erst Mitte der 90er erhielten wir die Erlaubnis, eine Naturbühne aufzuschütten. Diese passt viel besser zu der tollen Kulisse der Burg Ardeck”, erzählt Bernd Felten weiter. So ist es für die Theatergruppe, die ihrem Publikum alle zwei Jahre ein Stück auf der Ardeck präsentiert, jedes Mal eine “Heidenarbeit” alle Vorbereitungen für das Spielen des Stückes zu treffen. “Es dauert zirka drei Monate bis die Kulisse steht, die Technik funktioniert und alle Konstruktionen auf der Naturbühne stimmen. Aber wir erhalten immer viel Hilfe von allen Bürgern aus Holzheim.
So entwirft unser ehemaliger Schauspieler Manfred Köhler zum Beispiel die Bühnenbilder. Aus Kostengründen bauen und basteln wir nämlich alles selbst”, erklärt Felten, der auch schon seit der Gründung in der Theatergruppe mitwirkt und auch in jedem Theaterstück aktiv auf der Bühne zu sehen war. “Im Vorfeld sind weit mehr als 100 Menschen für den reibungslosen Ablauf des Stückes verantwortlich”, so das Urgestein der Theatergruppe.
Im vergangenen Jahr erhielten die Holzheimer sogar Hilfe von einem echten Künstler: Rolf May aus Altendiez beteiligte sich am Entwerfen und Herstellen der Kulissen. Immerhin gab es ein “Jubiläum” zu feiern: Zum zehnten Mal nun schon stand die Laienschauspielgruppe auf der Bühne. Aus diesem Grund wurde deshalb außer dem Stück “Die lustigen Vagabunden” auch erstmals ein Kinderschauspiel präsentiert. Bei “Der Teufel mit den drei goldenen Haaren” hatten die Kleinen sehr viel Spaß.
Bernd Felten und Manfred Köhler sind für die Auswahl der Theaterstücke verantwortlich. So entschieden sie sich nach einem Urlaub in Venedig einmal für “Das Kaffeehaus”. Begeistert von den schönen Kostümen, die Venedig zur Karnevalszeit zu bieten hat, nähten sich einige aus der Theatergruppe solche “Masken”, wie die Kostüme in Venedig genannt werden. “In diesen Masken durften wir sogar einmal den Frankfurter Opernball eröffnen, das war wirklich ein schönes Erlebnis”, erinnert sich Felten.
“Das Kaffeehaus” bescherte der Gruppe auch eine der schönsten Theaternächte der Vereinsgeschichte: “Mit einem Besucherrekord von mehr als 800 Zuschauern machte das Spielen besonders viel Spaß”, ist der erste Vorsitzende noch heute begeistert. “Die Masken waren mit Abstand die schönsten Kostüme, die wir hatten. Ansonsten bekommen wir viele Kleiderspenden von Bürgern aus Holzheim und haben uns mittlerweile schon einen großen Fundus im alten Wasserhäuschen in Holzheim angesammelt”, erzählt Felten stolz.
In diesem Jahr spielten die Schauspieler der Aargemeinde mal nicht auf ihrer Heimatbühne, der Burg Ardeck, sondern hatten erstmalig Premiere auf einer auswärtigen Bühne: Beim Limburger Theaterfestival begeisterten sie das Publikum mit dem Stück “Das gefundene Fressen”. “Da unsere Kulissen immer sehr aufwendig gestaltet sind, wäre es sehr problematisch, öfters auswärts zu spielen. Obwohl wir schon oft Anfragen erhalten haben”, so Felten.
Im kommenden Jahr geht’s an den beiden letzten Augustwochenenden dann zum Spielen auch wieder auf die “Ardeck”. Dafür ist die Theatergruppe bereits jetzt schon im Einsatz. Auch neue Schauspieler sucht die Gruppe noch für das Stück im nächsten Jahr. “Wir freuen uns über jeden Zuwachs, den unsere Gruppe erhält”, lädt Bernd Felten alle Interessenten ein, zu der Gruppe hinzuzustoßen.
Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Mittwoch, 22. September 2004, Seite 20