Dieser breit hingelagerte Komplex von zur Mühle gehörenden Gebäuden hat, wie im vorigen Abschnitt ermittelt, Kilian Scheurer 1595 zu erbauen begonnen. Am Weihersbach war er beengt und abhängig von der Wasserführung des Baches. Aber hier unten in den Aarwiesen war Platz und Wasser genug.
In einer Urkunde von 1595 erhält er die Erlaubnis zum Bau einer Mahlmühle durch den Grafen Nassau-Katzenelnbogen-Diez.
Bereits zwei Jahre später (1597) wendet sich Kilian Scheuern erneut an den Grafen von Diez mit der Bitte, “in selbige Mühl noch ein Gelauf zu dem vorigen zu bauen.” Ob dies ein Ölgang war, geht aus dem Schriftstück nicht hervor, ist aber durch eine Aktennotiz im Staatsarchiv Wiesbaden bestätigt.
So mag es in der Holzheimer Mühle bescheiden zugegangen sein während der nächsten Jahre und Jahrzehnte, wo Kilian Scheurer mit seinem Sohn Johann Scheurer die Mühle betrieb. Mit seinem schwer beladenen Esel zog der Müller über die “Eselsbrücke” (eine alte Holzbrücke über den Mühlteich) nach dem Niederneiser Feld und weiter aufwärts in Richtung Linter. Der Weg, den er benutzte hieß, bis etwa zum heutigen Marmorwerk, der “Mehlpfad” oder “Eselspfad”.
Die Drangsale und Schrecken des 30-jährigen Krieges (1618-1648) mit Einquartierungen, Plünderungen, Folter und Mord haben gewiss diejenigen besonders betroffen, die vielleicht noch irgendwelche Vorräte an Frucht und Essbarem besaßen. Mühlen und Fruchtspeicher waren bevorzugte Plünderungsobjekte der verwilderten Soldateska.
Die Nachrichten über die Holzheimer Mühle aus dieser Zeit sind spärlich.
Lediglich 1634 wird ein Thoenges Mey erwähnt, und erst 1663 taucht der Name eines Jakob Zimmermann aus Dauborn auf. Obwohl diese Mühle keine Bannmühle war, scheint es von nun doch aufwärts zu gehen. Denn als 1670 seine Söhne Engel und Wilhelm Zimmermann einen Kaufbrief unterzeichnen, worin Wilhelm seinem Bruder seinen Antheil an der Mühle und “Güther” zu Holzheim verkauft, ist von “300 Thalern bargezahlten Geldes” die Rede.
Im Jahre 1929 wurde die Mühle versteigert und ging aus dem Ohl’schen Besitz, in dem sie 220 Jahre gewesen war über an die Fa. Fuchs, Diez.
Als Pächter übernahm bis 1936 Hugo Ebel, ein Verwandter der Familie Ebel, Holzheim, die Mühle. Danach erwarb sie der Müller Hugo Zimmermann von Michelbach, der auch hier Wohnung nahm. Nach 17 Jahren kaufte 1953 der Mühlenbesitzer Pfeiffer, Flacht, das gesamte Anwesen und legte die Mühle still.
Das Backhaus diente auch danach noch weiterhin seinem Zweck.
Von 1934-1936 war der Bäcker Adolf Heß, danach bis in die ersten Kriegsjahre der Bäcker Wilhelm Seel, Pächter. Nach dem Kriege übernahm A. Heß abermals die Bäckerei in der Ohl’schen Mühle und war darin von 1948 bis 1963 tätig. Damit fand eines der ältesten Gewerbe, das Mühlengewerbe, wie auch einer der ältesten Berufe unseres Dorfes ein Ende.
Heute dient die Mühle noch Wohnzwecken, und ihre Nebengebäude sind Fruchtspeicher und Lagerräume der Fa. Pfeiffer.
Die Mühle ist still, und das Wasser der Aar rauscht an ihr vorbei. . .
Die Besitzer der Mühle
- 1595 Kilian Scheuern (Scheurer), Erbauer
- 1624-1634 Johann Scheurer
- 1634 Thönges Mey
- 1663 Jakob Zimmermann (aus Dauborn)
- 1670 Wilhelm und Engel Zimmermann Engel Zimmermann, gest. 5. 3.1681 (Der vornehme Müller)
- 1695 Heinrich Ohl (aus Weyer)
- 1708 Michael Ohl
- 1725 Konrad Ohl, geb. 1698, gest. 1741
- 1777 Johann Ohl
- 1816 Anton Ohl
- um 1855 Jakob Ohl
- 1851-1899 Wilhelm Ohl (Landwirt und Müller, Bäcker, Milchhandel)
- bis 1929 Rudolf Ohl, geb. 1882
- 1929-1936 Fa. Fuchs, Diez, Pächter: Hugo Ebel
- 1936-1953 Hugo Zimmermann aus Michelbach
- ab 1953 Fa. Pfeiffer, Flacht