Rhein Lahn Kreis
Mitarbeiter atmen giftiges Quecksilber ein

Mitarbeiter atmen giftiges Quecksilber ein

Blaulicht – Zerbrochenes Thermometer in Holzheimer Firma sorgt für Großeinsatz – 71 Angestellte zur Blutentnahme in Kliniken

Über Schläuche wurde der betroffene Gebäudeteil der Firma Diasys belüftet. Dort war ein Thermometer zerbrochen und Quecksilber verdampft.
Über Schläuche wurde der betroffene Gebäudeteil der Firma Diasys belüftet. Dort war ein Thermometer zerbrochen und Quecksilber verdampft.


Von unserem Redaktionsleiter Hans Georg Egenolf

Holzheim. Bei der Firma Diasys in Holzheim hat ein zerbrochenes Thermometer am Freitagmorgen für einen Großeinsatz der Rettungskräfte gesorgt. Etwa 30 Mitarbeiter des Unternehmens hatten die giftigen Dämpfe eingeatmet, klagten über unterschiedliche Symptome. Insgesamt mussten sich am Ende 71 Angestellte von Diasys vorsichtshalber einer Blutuntersuchung unterziehen.

Wie die Polizei berichtet, war bereits am Donnerstag in einem Verpackungsraum des Chemieunternehmens ein Thermometer unbemerkt zu Bruch gegangen. Am Freitag entfalteten sich dann die giftigen Dämpfe. 30 Mitarbeiter klagten über Atemnot, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Die Leitstelle löste einen grenzübergreifenden Rettungseinsatz aus, bei dem etwa ein Dutzend Krankenwagen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und dem angrenzenden Limburg, zwei Rettungshubschrauber sowie Polizei und Feuerwehren aus der Region im Einsatz waren.

Die insgesamt 150 Mitarbeiter der Firma mussten zunächst komplett evakuiert werden. Während ein Teil der Belegschaft die Arbeit im Bürobereich und Labor schon bald wiederaufnehmen konnte, wurden schließlich insgesamt 71 Angestellte, die über Symptome klagten oder sich in der Nähe des Verpackungsraumes aufgehalten hatten, einer Blutuntersuchung unterzogen. Alle, die eventuell mit dem Quecksilber in Berührung gekommen waren, wurden registriert und von den Ärzten noch in Holzheim untersucht. Dann wurden sie mit Krankenwagen und Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr zur Blutentnahme in die Krankenhäuser nach Diez, Bad Ems und Nastätten gebracht, um so den möglichen Quecksilbergehalt im Blut nachweisen zu können. Eine ernsthafte Gefahr für die Patienten bestehe wohl nicht, sagte der leitende Notarzt. Man wolle aber auf Nummer sicher gehen. Möglicherweise müssten einige der Betroffenen für ein oder zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.

Die Firmenleitung selbst hatte die Sache zunächst nicht so hoch gehängt. Sie hatte zwei Mitarbeiter, denen übel geworden war, nach Hause geschickt und Kontakt zum Krankenhaus in Limburg aufgenommen und um Hilfe gebeten. Das St.-Vincenz-Krankenhaus habe sich mit der Vielzahl der Patienten aber überfordert gesehen. Daraufhin wurde der rheinland-pfälzische Rettungsdienst alarmiert. „Chemieunfall“ lautete dort das Stichwort, das die ganz große Rettungskette in Gang setzte. Hubschrauber hoben ab, die Feuerwehren aus Holzheim, Diez und Birlenbach sowie der Gefahrstoffzug aus Lahnstein rückten aus, das DRK schickte ein Großaufgebot, insgesamt rund 40 Kräfte, ein Notfallseelsorger war alarmiert worden, und auch die Polizei machte sich mit mindestens zwei Streifenwagen auf den Weg. Karl Hofstätter, Leiter der Polizeiinspektion in Diez, machte sich zudem selbst ein Bild von der Lage, konnte aber schon bald weitgehend Entwarnung geben. Das Horrorszenario eines Chemieunfalls war so nicht eingetreten.

Dennoch gingen die Einsatzkräfte akribisch vor. Die betroffenen Räume wurden von der Feuerwehr belüftet. Einen Teil des Giftstoffs hatte die Firma selbst entsorgt, den Rest nahm die Feuerwehr auf. Eine Raumluftprobe wird zur BASF nach Ludwigshafen geschickt. Bis das Ergebnis vorliegt, bleibt der Verpackungsraum verschlossen, sagte der Diezer Wehrleiter Marcus Grün.

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Rh.-Lahn-Ztg. Bad Ems vom Samstag, 5. Juli 2014, Seite 21

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