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Leserbrief zum Artikel ”  Reaktivierung – Für die Aartalbahn wurde ein neues Gutachten in Auftrag gegeben.”

Leserbrief zum Artikel ” Reaktivierung – Für die Aartalbahn wurde ein neues Gutachten in Auftrag gegeben.”

„Keiner weiß, ob sie genutzt wird“

Die Überschrift stimmt, aber nicht das, was Herr Satony als Information im VG-Rat von sich gibt.

Er spricht, anders als das Ministerium, von einer Überarbeitung der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) von 2012. Es handelt sich aber um eine komplett neue Untersuchung. Die bisherigen NKU zeigten, dass „eine Reaktivierung mit DB-Ausbaustandard ….volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, das Nutzen-Kosten-Verhältnis mit 0,43 ungünstig ist“. Erst nach einem einfacheren Standard gerechnet kam man über 1,0.

Die Frage ist:

Darf und wird die DB überhaupt auf einer Strecke fahren, die nicht nach DB-Standards gebaut werden soll? Es werden wieder Gütertransporte von ACO Guss und Schaefer Kalk als Argument ins Spiel gebracht, was nicht korrekt ist. ACO liegt nicht an der zu reaktivierenden Strecke, und die neue Anlage im Merschelbruch erhält keinen Bahnanschluss.

Im Übrigen ist es laut Dr. Geyer vom Zweckverband SPNV Nord zurzeit nicht möglich, Güterverkehr und Personenverkehr parallel laufen zu lassen.

Um die Kosten zu reduzieren, also um 1,0 zu erreichen, will Herr Satony jetzt abklären, ob zum Beispiel Bahnübergänge eingespart werden können. Das heißt aber: Behinderungen für die Bürger, Sperren von Wegen und Verbindungen.

Es fehlt auch die Information, dass die Kapazität nicht ausreicht, um alle Schüler zu transportieren, oder dass die geplanten Zubringerbusse nur alle zwei Stunden fahren sollen. Es wird schöngeredet, weil man diese Stummelbahn um jeden Preis realisieren will, egal ob und wer damit fährt.

Es gehört auch Mut dazu, einen noch nicht begonnenen botanischen Garten und die zurzeit größere Zahl von Schülern als Argument für die Reaktivierung heranzuziehen.

Kein Mensch weiß, ob die Bahn genutzt wird, was sie kostet, man hat mal mit 4,6 Millionen Euro begonnen, jetzt steht man bei 10 bis 15 Millionen.

Mir hat ein Politiker von der Aar gesagt, dass die Akzeptanz für die Reaktivierung bei einer Befragung bei maximal 5 Prozent liegen würde, er aber einen Rückzug aus dem Projekt für Populismus halte. Bei 95 Prozent Ablehnung wäre das ein sinnvoller Populismus, nämlich die Erfüllung des absoluten mehrheitlichen Bürgerwillens.

Herr Satony hätte den Rat auch darüber informieren sollen, dass der Landesrechnungshof seit März 2014 ermittelt wegen der Kosten der Reaktivierung. Das hätte sicher die Mitglieder des Rates nachdenklich machen können, ob da wirklich etwas Sinnvolles geschieht.

Bernd Felten, Holzheim

Rh.-Lahn-Ztg. Diez vom Mittwoch, 4. Juni 2014, Seite 1

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